Pflege Widerstand bei Personen mit Demenz

Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Demenz

Demenz ist eine tückische Erkrankung, die sich schleichend in den Alltag von Betroffenen zeigt. Verunsicherung und Irritation sind die Folge, die sich nicht selten auch durch eine Abwehr gegen Pflege und Hilfestellung verwandelt. Erfahren Sie in unserem Beitrag Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Demenz und damit verbundenem Pflegewiderstand dementer Menschen.

Warum leisten Demente Widerstand bei der Pflege?

Aggressionen und bösartige Verhaltensweisen zählen zu den oft missverstandenen Verhaltensmuster der Demenzerkrankung. Rund die Hälfte der Dementen zeigen temporär oder permanent Aggressionen, die sich als verbale und körperliche Gewalt auf Gegenständen, Umfelder und Personen, mitunter auch gegen sich selbst richten. Ablehnendes Verhalten, Wutausbrüche und mangelnde Impulskontrolle gehen bei Demenz mit Orientierungsproblemen, körperlicher Unruhe, Vergesslichkeit und Frustration einher. In der Folge kann auch der Ausbruch von Frustration, Angst und Unsicherheit nicht mehr kontrolliert werden. Die Impulskontrolle ist herabgesetzt oder völlig außer Kraft. Der Demente zeigt aggressive Verhaltensmuster, Abwehrhaltung und Altersstarrsinn.

Wie geht die Pflege mit Widerstand von Demenzkranken um?

Zu den wichtigsten Aspekten im Umgang mit aggressiven Demenzkranken zählt die eigene Ruhe, Geduld und die Fähigkeit, die Angriffe des Betroffenen nicht persönlich zu nehmen. Gleichbleibende Routinen, eine ruhige Atmosphäre und die individuellen Schlüssel, zum an Demenz Erkrankten durchzudringen, sind eine große Herausforderung. 

Einfühlungsvermögen für die Situation des Erkrankten und Ruhe zu bewahren sind für pflegende Angehörige und professionelles Pflegepersonal nicht immer einfach. Bewährte Strategien können von heute auf morgen unbrauchbar sein und neue Wege erforderlich machen, weshalb auch Flexibilität im Umgang mit Demenzerkrankten wichtig ist. 

Welches Verhalten ist wichtig im Umgang mit Demenzkranken?

Das richtige Verhalten im Umgang mit Demenzerkrankten hängt von der Ursache der Aggression ab. Verwirrung und Frustration als Auslöser können mit Routinen und klaren, gleichbleibenden Abläufen oft gemildert werden. Körperliche Beschwerden lassen sich oft durch ein gutes Schmerzmanagement reduzieren, wodurch auch die Gefühle von Hilflosigkeit und Frustration beim pflegebedürftigen Menschen mit Demenz gemildert werden. Einfühlungsvermögen und ruhige, klare Kommunikation (beispielsweise kurze Sätze) sind gute Wege, um Überforderung abzubauen. Vermitteln Sie Verständnis für die Situation. Bei sexueller Enthemmung, körperlicher Aggression gegen Menschen und Gegenstände sowie bei Zerstörungswut sollten Sie professionelle Unterstützung suchen. Auch Pflegekurse mit Spezialisierung auf die Pflege von an Demenz erkrankten Angehörigen können wertvolle Tipps und Strategien für ein individuelles Notfallmanagement liefern.

Was sollte man bei Dementen vermeiden?

Entsprechend den individuellen Ursachen als Auslöser für aggressive Verhaltensmuster ist die Vermeidung von Verstärkern wichtig, um einen guten Umgang mit Demenzerkrankten zu ermöglichen. So sollten Störungen der Routinen als Stressauslöser ebenso vermieden werden wie die Überforderung, die mitunter bereits durch viele Personen, laute Geräusche oder parallele Interaktionen entstehen können. 

Vor allem ist es jedoch wichtig, selbst die Ruhe zu bewahren und geduldig zu bleiben, um eine Verschärfung der Pflegeprobleme zu verhindern. Vermeiden Sie, selbst laut und energisch zu werden oder sich reizen zu lassen. Verlassen Sie nötigenfalls kurz den Raum, nachdem Sie die Person bestmöglich vor Selbstverletzung geschützt haben. Sorgen Sie für ausreichenden Ausgleich für Ihre eigene Person, um mit den Belastungen der Pflege von Angehörigen mit Demenz zurecht zu kommen. Lassen Sie sich von professionellen Pflegekräften unterstützen und versuchen Sie stets, Ihre eigenen Leistungsgrenzen im Blick zu behalten.

Problem & Umgang mit Körperpflege bei Demenzkranken

Eine besondere Herausforderung in der Pflege von Angehörigen mit Demenz entsteht, wenn der Widerstand gegen die Pflege dem körperlichen Pflegebedarf gegenübersteht. Die pflegerische Handlung sollte bei Widerstand des Dementen unterbrochen werden. Vertraute Personen und bevorzugte Gegenstände der Körperpflege (beispielsweise angenehme Düfte im Duschgel) können den Widerstand gegen die Pflege reduzieren helfen. Bemühen Sie sich, Ursachen zu erkennen und zu lösen. So kann ein harter Waschlappen als unangenehm empfunden werden, während der Austausch gegen ein besonders weiches Exemplar das Pflegeproblem eventuell schon löst. Testen Sie Alternativen, die dem an Demenz erkrankten Menschen zu früheren Zeiten gut gefallen haben und positive Erinnerungen belebt. Oft sind schon kleine Schritte hilfreich, um eine Verbesserung bei den Aggressionen und dem Widerstand gegen die Körperpflege hervorzurufen. 

Zwang sollte in der Körperpflege bei Widerstand stets vermieden werden. Verinnerlichtes Schamgefühl und Frustration über den Verlust der eigenen Fähigkeiten machen die körperliche Pflege auch für den Erkrankten zu einer großen Herausforderung. Zwang ist für Menschen mit Demenz immer irritierend und kann als Trigger die Aggression verstärken. Halten Sie bei Wutausbrüchen den nötigen Abstand, achten Sie auf eine Vermeidung von Selbst- und Fremdgefährdung und nutzen Sie erlernbare Strategien aus Pflegekursen mit einer Spezialisierung auf Demenzerkrankte für die Deeskalation. 

Wie kann man Demenzkranke beruhigen?

Ruhe und Verständnis für den Betroffenen und möglichst ein entspannter Umgang in ruhiger  Atmosphäre sind auch bei der Körperpflege wichtige Pfeiler, um die notwendigen Schritte bei zu Aggression neigenden Dementen zu erfüllen. Nutzen Sie ruhige Kommunikation mit Erklärungen, gewohnte, gleichbleibende Abläufe und binden Sie, sofern möglich, die Wünsche und Fähigkeiten der dementen Person in die Körperpflege ein. Keinesfalls sollten Sie die Körperpflege gegen den Willen des Patienten vornehmen, da die Grenze zur Gewalt fließend ist. Auch kann die Körperpflege gegen den Willen des Patienten als Nötigung oder gar Körperverletzung ausgelegt werden, die als Strafbestand rechtswidrig ist.

Medikamente nur unter ärztlicher Begleitung

Da Demenz eine komplexe Erkrankung im Gehirn ist, sollte eine Medikation mit beruhigenden und entspannenden Präparaten nur unter ärztlicher Begleitung erfolgen. Sprechen Sie hierzu mit dem behandelnden Arzt, wenn alle Strategien ohne Erfolg bleiben und eine Medikation als letzte Option helfen könnte. 

Welche Maßnahmen kann/muss man ergreifen, wenn Familienangehörige langfristig Widerstand gegen die Pflege leisten?

Wenn Sie als pflegende Angehörige von Demenzerkrankten erstmalig auf Widerstand gegen die Pflege stoßen, sollten Sie zunächst Ruhe bewahren und die Dringlichkeit hinterfragen. Muss der Angehörige bei Abwehr gegen das Duschen täglich geduscht werden? Ist ein Bad eventuell angenehmer und eine Alternative? Können Sie die Routinen der Pflege angenehmer, lustiger oder entspannter gestalten? Holen Sie sich professionelle Unterstützung und sorgen Sie für vertraute Atmosphäre und Elemente, die Sie in die Abläufe einbinden, um durch erhöhtes Wohlbefinden die Aggression und Abwehrhaltung zu minimieren. 

Die fachkundige Unterstützung sollten Sie auch in Anspruch nehmen, wenn es sich um unvermeidbare Abläufe handelt, gegen die der Demente Widerstand und Aggression ausübt. Dies gilt beispielsweise bei der Wundversorgung und bei der langfristigen Abwehrhaltung, die mit Pflegeexperten besprochen werden sollte. Sind alle Optionen ausgeschöpft, bleibt pflegenden Angehörigen nur der Schritt zur Zwangseinweisung, die aufgrund dem damit verbundenen tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Gesetzeslage unterliegt.

Gesetzeslage: Wenn demente Familienangehörige Widerstand gegen die Pflege leisten

Bleibt trotz aller Strategien und Vorsichtsmaßnahmen der Widerstand gegen die Pflege erhalten, ist die letztmögliche Option die Zwangseinweisung. Das bedeutet, dass die Unterbringung des Dementen mit aggressiven Verhaltensmustern zum Selbst- und Fremdschutz in eine geeignete Einrichtung erfolgt. Da es sich nach Paragraf 1831 BGB um eine freiheitsentziehende Maßnahme handelt, müssen gesetzliche Vorgaben und Voraussetzungen erfüllt sein. So ist es Aufgabe einer zum offiziellen Betreuer bestimmten Person, die Zwangseinweisung zu beantragen, bevor das Betreuungsgericht eine nötige Zwangseinweisung in die Wege leiten kann. Informieren Sie sich hierzu am besten mit einem Fachanwalt für Sozialrecht, sofern die Betreuung des Dementen noch nicht über eine Vorsorgevollmacht oder das Sozialgericht festgelegt wurde.